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Diakonie vs. Caritas: Die Giganten der Nächstenliebe im Check

Das Titelbild zeigt den Text "DIAKONIE VS. CARITAS" in großen, serifenbetonten Buchstaben in Beige auf einem dunkelgrauen, leicht texturierten Hintergrund. Darunter steht in kleinerer Schrift "CHRISTLICHE SOZIALARBEIT IM VERGLEICH". Ganz unten befindet sich das Logo und der Schriftzug "wissenschaftswelle.de". Das Design ist klar, plakativ und kontrastreich.

Wer steckt eigentlich hinter den unzähligen sozialen Einrichtungen, die das Netz unseres Zusammenlebens in Deutschland so maßgeblich mitknüpfen? Krankenhäuser mit kirchlichen Namen, Kitas, in denen christliche Werte eine Rolle spielen, Beratungsstellen, die in fast jeder Stadt präsent sind? Die Chancen stehen gut, dass du dabei auf zwei Giganten gestoßen bist: die Diakonie und die Caritas. Diese beiden Namen sind allgegenwärtig, Symbole für Hilfe und Unterstützung, tief verwurzelt in der christlichen Tradition. Aber was unterscheidet sie eigentlich? Sind sie nur zwei Seiten derselben Medaille, die evangelische und die katholische? Oder gibt es da tiefere Unterschiede in ihrer Herangehensweise, ihrer Struktur, ihrem Selbstverständnis? Ich finde diese Frage unglaublich spannend, denn sie führt uns direkt ins Herz des deutschen Sozialstaats und zu den fundamentalen Werten, die unsere Gesellschaft (zumindest historisch) geprägt haben. Lass uns gemeinsam auf eine Entdeckungsreise gehen und diese beiden beeindruckenden Organisationen näher beleuchten – ein Vergleich, der mehr offenbart als nur konfessionelle Unterschiede.


Die Wurzeln beider Organisationen reichen zurück ins 19. Jahrhundert, eine Zeit gewaltiger sozialer Umbrüche. Industrialisierung und Urbanisierung brachten nicht nur Fortschritt, sondern auch neue Formen der Armut und Not hervor. Genau hier setzten engagierte Christen an, getrieben vom Gebot der Nächstenliebe. Für die Diakonie war Johann Hinrich Wichern eine Schlüsselfigur. Seine Gründung des "Rauhen Hauses" 1833 in Hamburg war revolutionär – keine Strafanstalt für "verwahrloste" Jugendliche, sondern ein Ort, der auf einem Familienprinzip basierte, mit Bildung, Arbeit und christlicher Gemeinschaft. Fast zeitgleich rief Theodor Fliedner die erste Diakonissenanstalt ins Leben. Diese Initiativen, geboren aus der evangelischen Erweckungsbewegung und dem Wunsch nach "Innerer Mission", legten den Grundstein für eine institutionalisierte und zunehmend professionalisierte diakonische Arbeit. Die Caritas hingegen formierte sich etwas später, 1897 in Köln, unter der Führung von Lorenz Werthmann. Hier stand weniger ein einzelnes Leuchtturmprojekt am Anfang, sondern eher das Bestreben, die bereits vielfältig existierenden katholischen Wohltätigkeitsvereine und -initiativen zu bündeln, zu professionalisieren und ihnen eine stärkere gemeinsame Stimme gegenüber Staat und Gesellschaft zu verleihen. Es war von Beginn an ein organisatorischer und strategischer Zusammenschluss. Ein Blick auf einige Schlüsseldaten verdeutlicht die parallele, aber doch eigenständige Entwicklung:

Meilenstein

Diakonie (Evangelisch)

Caritas (Katholisch)

Frühe prägende Initiative

1833: Gründung Rauhes Haus (Wichern)



1836: Gründung Diakonissenanstalt (Fliedner)


Gründung Dachverband

1848/49: Central-Ausschuss Innere Mission

1897: Gründung Deutscher Caritasverband

Formale Anerkennung/Struktur

(Entwicklung über Jahrzehnte)

1916: Anerkennung durch Bischofskonferenz



1922: Diözesan-Caritasverbände etabliert

Heutiger Bundesverband

1975/76: Diakonisches Werk der EKD

(DCV als kontinuierlicher Verband)

Diese unterschiedlichen Startpunkte und Entwicklungswege – hier aus der Bewegung und konkreten Projekten, dort aus dem Wunsch nach Struktur und Einheit – könnten bis heute feine Unterschiede in der jeweiligen Organisationskultur hinterlassen haben.


Das theologische Fundament ist bei beiden natürlich das Christentum, die Idee des Dienstes am Nächsten, inspiriert durch das Leben und Wirken Jesu. "Diakonia" (griechisch für Dienst) und "Caritas" (lateinisch für Nächstenliebe, Hochschätzung) sind die namensgebenden Begriffe. Im Kern steht das christliche Menschenbild: Jeder Mensch, als Ebenbild Gottes geschaffen, besitzt eine unverlierbare Würde, unabhängig von Leistung, Herkunft, Religion oder persönlichem Scheitern. Die Diakonie betont oft ihre direkte biblische Verankerung und die Kraft der Auferstehungshoffnung als Motivation, auch in Krisen zu handeln. Ihr Motto könnte man umschreiben als "Glaube zeigt sich in Taten". Sie versteht sich als Anwältin der Schwachen und nutzt das Kronenkreuz als Symbol, das die Überwindung von Not durch Christus darstellt. Die Caritas, erkennbar am Flammenkreuz, operiert unter dem Leitspruch "Not sehen und handeln". Sie betont neben der konkreten Hilfe stark ihre Rolle als politische Gestalterin und Anwältin, gestützt auf die Prinzipien der katholischen Soziallehre (wie Subsidiarität, Personalität, Solidarität). Obwohl die Grundwerte fast identisch sind, schwingen hier also feine Nuancen in der Betonung mit – hier vielleicht mehr der Fokus auf Hoffnung und biblische Inspiration, dort mehr auf die systematische Soziallehre und politische Gestaltung.



Strukturell ähneln sich die beiden Giganten wieder stark. Sowohl Diakonie Deutschland (als Teil des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung e.V.) als auch der Deutsche Caritasverband e.V. sind auf Bundesebene als eingetragene Vereine organisiert. Sie sind die größten der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland, gemeinsam organisiert in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW). Das ist wichtig, denn es zeigt ihre etablierte Rolle als Partner (und manchmal auch Gegenspieler) des Staates im sozialen Sektor. Ihre Struktur ist föderal: Bundesverbände als Dach, darunter Landesverbände (Diakonie) bzw. Diözesanverbände (Caritas, entsprechend den Bistumsgrenzen), und dann eine riesige Zahl rechtlich eigenständiger Träger und Einrichtungen vor Ort – von der kleinen Kita bis zum großen Krankenhauskonzern. Die Bundesebenen machen also nicht das operative Geschäft, sondern vertreten Interessen, setzen Standards und koordinieren. Diese dezentrale Machtverteilung ist ein Schlüsselmerkmal und erklärt, warum Veränderungen oder die Durchsetzung einheitlicher Regeln (z.B. bei Transparenz) oft komplexe Prozesse sind.


Ein ganz entscheidender Punkt, der beide verbindet und zugleich immer wieder für Diskussionen sorgt, ist ihre enge Bindung an die jeweiligen Kirchen (evangelisch bzw. katholisch). Diese Bindung verleiht ihnen einen besonderen Status im deutschen Recht, verankert im Grundgesetz über Artikel 140 (der auf Artikel 137 der Weimarer Verfassung verweist). Dieses kirchliche Selbstbestimmungsrecht erlaubt es ihnen, ihre inneren Angelegenheiten – und dazu zählt auch das Arbeitsrecht – selbst zu regeln. Das Ergebnis ist der sogenannte "Dritte Weg". Dahinter steht die Idee einer "Dienstgemeinschaft": Arbeitgeber und Arbeitnehmer verfolgen ein gemeinsames, höheres Ziel, weshalb klassische Arbeitskämpfe (wie Streiks) ausgeschlossen sind. Statt Tarifverhandlungen gibt es Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR), die in paritätisch besetzten Kommissionen (Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter) ausgehandelt werden. Um die Besonderheiten dieses Systems besser zu verstehen, hier ein kleiner Vergleich mit dem staatlichen Arbeitsrecht:

Merkmal

Kirchliches Arbeitsrecht ("Dritter Weg")

Staatliches Arbeitsrecht (Regelfall)

Grundprinzip

Dienstgemeinschaft (gemeinsamer Auftrag)

Interessengegensatz Arbeitgeber/Arbeitnehmer

Regelung der Bedingungen

Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) durch paritätische Kommissionen

Tarifverträge durch Verhandlungen (Gewerkschaft/Arbeitgeber)

Konfliktlösung

Schlichtungsverfahren (verbindlich)

Arbeitskampf (Streikrecht der Gewerkschaften)

Geltungsbereich

Sehr hohe Bindungsquote in Kernbereichen

Geringere allgemeine Tarifbindung (~43% in Dt.)

Besonderheiten/Kritik

Loyalitätsobliegenheiten, eingeschränkte Arbeitnehmerrechte

Volle Koalitionsfreiheit, Schutz durch Betriebsverfassungsgesetz

Dieses System sichert zwar eine extrem hohe Tarifbindung (weit über dem deutschen Durchschnitt!) und etablierte Mitbestimmungsstrukturen, steht aber auch massiv in der Kritik.


Die Kritik am "Dritten Weg" entzündet sich vor allem an zwei Punkten. Erstens: Das fehlende Streikrecht wird von Gewerkschaften wie ver.di als Einschränkung fundamentaler Arbeitnehmerrechte gesehen. Zweitens: Die sogenannten Loyalitätsobliegenheiten. Diese können von Mitarbeitenden verlangen, auch im Privatleben die Grundsätze der Kirche zu achten – was in der Vergangenheit zu Kündigungen wegen Kirchenaustritt, Wiederheirat nach Scheidung oder offen gelebter Homosexualität führen konnte. Auch wenn sich hier in den letzten Jahren einiges liberalisiert hat, bleibt die grundsätzliche Spannung bestehen: Wie passt ein System, das auf einer traditionellen Vorstellung von kirchlicher Loyalität basiert, in eine moderne, pluralistische Gesellschaft mit einer immer vielfältigeren Mitarbeiterschaft? Die Debatte darüber ist hitzig und wird durch Gerichtsurteile und politische Diskussionen (Stichwort Koalitionsvertrag) immer wieder neu befeuert. Es ist ein Ringen zwischen Tradition und Moderne, zwischen kirchlichem Selbstverständnis und allgemeinen Arbeitsrechtsstandards – eine echte Zerreißprobe für beide Verbände.


Schauen wir uns an, was Diakonie und Caritas eigentlich konkret tun. Die Antwort ist: fast alles im sozialen Bereich! Ihre Tätigkeitsfelder sind riesig und überlappen sich stark. Man könnte sagen, sie sind die Generalisten der Nächstenliebe. Hier eine Übersicht über einige Kernbereiche und typische Angebote:


  • Alter & Pflege:

    • Stationäre Pflege (Altenheime)

    • Ambulante Pflegedienste (Sozial-/Diakoniestationen)

    • Tagespflege, Betreutes Wohnen

    • Hospizarbeit

  • Kinder, Jugend & Familie:

    • Kindertagesstätten (Kitas), Horte

    • Jugendhilfe (Heimerziehung, Wohngruppen)

    • Erziehungs-, Ehe-, Familienberatung

    • Mutter/Vater-Kind-Kuren

  • Gesundheit:

    • Krankenhäuser (Allgemein- & Fachkliniken)

    • Rehabilitationskliniken

    • Suchtberatung und -therapie

    • Schwangerschaftsberatung

  • Menschen mit Behinderung:

    • Wohnangebote (stationär & ambulant)

    • Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)

    • Frühförderung, integrative Angebote

  • Soziale Notlagen:

    • Wohnungslosenhilfe

    • Schuldner- und Insolvenzberatung

    • Bahnhofsmissionen

    • Straffälligenhilfe

  • Migration & Integration:

    • Beratung für Migrant*innen und Geflüchtete

    • Integrationskurse

  • Beratung & Engagement:

    • Allgemeine Sozialberatung

    • Telefonseelsorge, Online-Beratung

    • Freiwilligendienste (FSJ/BFD)



Obwohl die Kernbereiche fast identisch sind, gibt es kleine Akzente. Die Diakonie hat z.B. ihre Katastrophenhilfe und historisch gewachsene Bereiche wie die Seemannsmission. Die Caritas ist besonders für ihre internationale Nothilfe (Caritas international) bekannt. Aber im Großen und Ganzen spiegelt die Breite ihrer Arbeit ihre immense Bedeutung für das soziale Netz in Deutschland wider. Sie sind oft dort tätig, wo der Staat Aufgaben an freie Träger delegiert (Subsidiaritätsprinzip) oder wo sie Lücken füllen.


Und wie groß sind sie nun wirklich? Die Zahlen sind schlichtweg beeindruckend und verdeutlichen ihre Dimension als soziale Schwergewichte. Lass uns einen Blick auf die ungefähren Vergleichszahlen werfen (Stand meist Ende 2022/Anfang 2023):

Kennzahl

Diakonie Deutschland

Deutscher Caritasverband

Anmerkungen

Hauptamtl. Mitarbeitende

ca. 627.000

ca. 739.000

Caritas etwas mehr; zusammen ca. 2/3 aller Beschäftigten der Freien Wohlfahrt

Ehrenamtliche/Freiwillige

ca. 700.000

ca. 500.000+

Definitionen können variieren; beide massiv ehrenamtlich getragen

Einrichtungen/Dienste

ca. 33.000

ca. 25.000

Zählweise evtl. unterschiedlich; beide mit zehntausenden Standorten

Plätze/Betten (Kapazität)

ca. 1.2 Mio.

> 1 Million

Beide versorgen Millionen Menschen

Erreichte Menschen p.a.

ca. 10 Mio.

ca. 12 Mio.

Direkte Hilfe & Beratung für einen erheblichen Teil der Bevölkerung

Wow, oder? Die Caritas hat aktuell etwas mehr hauptamtliche Mitarbeitende, während die Diakonie bei den Ehrenamtlichen und der Zahl der "Angebote" vorn liegt. Auffällig ist bei beiden der extrem hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigten (über 60%) und Frauen (bei der Caritas über 80%!). Das sind nicht nur soziale Organisationen, das sind riesige Wirtschaftsunternehmen und zwei der größten Arbeitgeber des Landes! Natürlich muss man bei solchen Zahlen immer etwas vorsichtig sein, da Zählweisen variieren können. Aber die Größenordnung ist klar: Diakonie und Caritas sind in ihrer Reichweite absolut vergleichbar und prägen das soziale Gesicht Deutschlands wie kaum andere Akteure.


Ihr Selbstverständnis ist dabei immer ein Balanceakt. Einerseits wollen sie ihrem christlichen Auftrag treu bleiben, Anwälte für die Schwachen sein und Werte wie Nächstenliebe leben. Andererseits müssen sie sich als hochprofessionelle Dienstleister im komplexen System des Sozialstaats behaupten, oft in Konkurrenz zu anderen Anbietern und unter erheblichem wirtschaftlichem Druck. Diese Spannung zwischen Mission und Markt, zwischen auserwählter Identität und säkularen Anforderungen, prägt ihren Alltag und auch ihre Wahrnehmung von außen. Mal gelten sie als "Kirche pur", mal eher als professionelle Sozialkonzerne, deren religiöser Hintergrund fast zu verblassen scheint.



In der öffentlichen Wahrnehmung genießen beide traditionell hohes Ansehen und Vertrauen. Man kennt sie, man schätzt ihre Arbeit. Aber dieses Vertrauen ist nicht mehr selbstverständlich. Wie andere große Institutionen spüren auch sie wachsendes Misstrauen. Interne Sorgen über Finanzdruck und Arbeitsbelastung dringen nach außen. Und natürlich schlagen Skandale innerhalb der Kirchen, vor allem die Missbrauchsfälle, auch auf das Image ihrer Wohlfahrtsverbände durch. Das ist die Kehrseite der engen Verbindung: Man profitiert vom positiven Image der Kirche, ist aber auch anfällig für deren Krisen. Als Reaktion darauf haben beide massiv in Transparenz investiert, veröffentlichen Jahresberichte und haben sogar gemeinsame Standards entwickelt. Sie wissen: Vertrauen muss man sich immer wieder neu verdienen.


Wo arbeiten diese beiden Giganten zusammen, und wo stehen sie im Wettbewerb? Beides existiert nebeneinander, oft gleichzeitig:


  • Beispiele für Kooperation:

    • Gemeinsame politische Stellungnahmen und Lobbyarbeit (z.B. über die BAGFW)

    • Entwicklung gemeinsamer Standards (z.B. Transparenz)

    • Ökumenische Projekte auf lokaler/regionaler Ebene (z.B. gemeinsame Beratungsstellen, Mehrgenerationenhäuser, Initiativen)

    • Zusammenarbeit in Krisensituationen (z.B. Flüchtlingshilfe)

  • Beispiele für Konkurrenz:

    • Wettbewerb um öffentliche Gelder und Leistungsverträge (v.a. in Pflege, Jugendhilfe)

    • Konkurrenz um Marktanteile bei wählbaren Dienstleistungen (Kitas, Heime, Krankenhäuser)

    • Wettbewerb um knappe Fachkräfte (Pflegepersonal, Erzieher*innen)

    • Potenziell unterschiedliche Positionen in der Tarif- und Arbeitsrechtspolitik



Kooperation findet vor allem dort statt, wo gemeinsame Interessen gegenüber Dritten (Politik, Kostenträger) vertreten werden oder Synergien möglich sind. Konkurrenz entsteht systembedingt durch die Markt- und Wettbewerbselemente im Sozialsektor. Was sind deine eigenen Erfahrungen oder Gedanken zu diesem komplexen Verhältnis? Ich würde mich freuen, deine Perspektive in den Kommentaren unten zu lesen! Und wenn du diese Erkundung hilfreich fandest, ist ein 'Like' immer eine schöne Anerkennung.

Gleichzeitig hat der Wandel im Sozialsektor aber auch den Wettbewerb verschärft. Seit Leistungen, etwa in der Pflege, stärker über wettbewerbliche Verfahren vergeben werden, konkurrieren auch diakonische und caritative Einrichtungen um Verträge, Gelder und natürlich auch um Klienten. Der allgegenwärtige Fachkräftemangel in sozialen Berufen heizt den Wettbewerb um gutes Personal zusätzlich an. Hier spielt dann auch das umstrittene kirchliche Arbeitsrecht wieder eine Rolle – ist es ein Vor- oder Nachteil im Ringen um die besten Köpfe? Unterschiedliche Strategien in der Tarifpolitik oder im Umgang mit Gewerkschaften können hier durchaus zu Spannungen zwischen den beiden Verbänden führen. Sie sind also nicht nur Partner im Geiste, sondern auch Konkurrenten auf dem Sozialmarkt. Wenn du tiefer in solche Analysen eintauchen möchtest und keine spannenden Beiträge mehr verpassen willst, melde dich doch für unseren monatlichen Newsletter über das Formular oben auf der Seite an! Es gibt immer wieder faszinierende Themen zu entdecken.


Fassen wir zusammen: Diakonie und Caritas sind wie zwei mächtige Ströme, die aus derselben Quelle christlicher Nächstenliebe entspringen, aber durch unterschiedliche konfessionelle Landschaften fließen. Ihre Gemeinsamkeiten sind frappierend: die immense Größe, die Breite ihrer Arbeit, die föderale Struktur, die Verankerung im "Dritten Weg" und die ähnlichen Herausforderungen durch Markt, Politik und gesellschaftlichen Wandel. Die Unterschiede liegen eher in den Nuancen: in der spezifischen konfessionellen Prägung, den historischen Startpunkten, vielleicht in subtilen Unterschieden der Organisationskultur oder der theologischen Akzentsetzung. Man könnte sie fast als "konfessionelle Zwillinge" im deutschen Wohlfahrtssystem bezeichnen – eng verbunden, oft kooperierend, manchmal konkurrierend, aber beide unverzichtbar.



Was bleibt am Ende dieser Reise? Vor allem die Erkenntnis, welch gewaltige Rolle Diakonie und Caritas für den sozialen Zusammenhalt in Deutschland spielen. Ihre Zukunft wird davon abhängen, wie sie die Balance zwischen ihrer christlichen Identität und den Anforderungen einer modernen, säkularen und wettbewerbsorientierten Welt meistern. Wie gehen sie mit dem Druck auf das kirchliche Arbeitsrecht um? Wie begegnen sie dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung? Wie erhalten sie ihre Glaubwürdigkeit und ihr Vertrauen in Zeiten kirchlicher Krisen? Es sind gewaltige Aufgaben, aber die Geschichte beider Organisationen zeigt eine enorme Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit. Ihre Arbeit bleibt ein kraftvolles Zeugnis dafür, wie Glaube und tätige Nächstenliebe das Leben von Millionen Menschen konkret verbessern können. Ihre Geschichte ist noch lange nicht zu Ende geschrieben. Willst du mehr solcher Einblicke und Geschichten aus Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur? Dann folge uns doch auf unseren Kanälen und werde Teil unserer Community!




Verwendete Quellen:


  1. Überblick BAGFW: Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege - Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesarbeitsgemeinschaft_der_Freien_Wohlfahrtspflege

  2. Caritas Selbstbeschreibung (Englisch): Creating a just society in Germany - https://www.caritas-germany.org/germancaritasassociation/aboutus/representingdisadvantagedpeople

  3. KAS Analyse Christliche Wohlfahrt: Christliche Diakonie und Karitas in Deutschland - https://www.kas.de/c/document_library/get_file?uuid=67b4cd75-3be5-aee8-246c-57643a0bca9b&groupId=252038

  4. Studie Wettbewerb Wohlfahrtsverbände: Wohlfahrtsverbände im Wettbewerb. - Universität Tübingen - https://tobias-lib.ub.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/47619/pdf/Wohlfahrtsverbaende_im_Wettbewerb.bergmann.ohne.Adresse.pdf?sequence=1&isAllowed=y

  5. Historisches Lexikon Bayern (Diakonie): Diakonie - Historisches Lexikon Bayerns - https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Diakonie

  6. Staatslexikon Vergleich: Caritas/Diakonie - Staatslexikon - https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Caritas/Diakonie

  7. Studie Kirchliches Arbeitsrecht (Englisch): The Rise of Faith-Based Welfare Providers in Germany and Its Consequences - EconStor - https://www.econstor.eu/bitstream/10419/235249/1/Full-text-article-Hien-et-al-The-rise-of.pdf

  8. Diakonie Geschichte 19. Jh.: Das 19. Jahrhundert - Diakonie Deutschland - https://www.diakonie.de/informieren/die-diakonie/unsere-geschichte/das-19-und-20-jahrhundert

  9. Caritas Geschichte Überblick: Geschichte der Caritas in Deutschland - https://www.caritas.de/diecaritas/wir-ueber-uns/verbandsgeschichte/125-jahre-caritas/organisation/geschichte-der-caritas-in-deutschland

  10. Caritas Deutschland Website: Caritas in Deutschland - Not sehen und handeln - https://www.caritas.de/

  11. Diakonie RWL Struktur: Organigramm, Zahlen und Fakten - Diakonie RWL - https://www.diakonie-rwl.de/organigramm-zahlen-und-fakten

  12. Diakonie Württemberg Leitbild: Zuerst der Mensch Verbands- leitbild - Diakonisches Werk Württemberg - https://www.diakonie-wuerttemberg.de/fileadmin/Diakonie/Ueber_uns_Ue/Landesgeschaeftsstelle_Lgst/Leitbild2021-Web.pdf

  13. EKD Text zur Diakonie: Herz und Mund und tat und Leben - EKD - https://www.ekd.de/50391.htm

  14. Caritas Leitbild: Leitbild des Deutschen Caritasverbandes - https://www.caritas.de/glossare/leitbild-des-deutschen-caritasverbandes

  15. Caritas Leitbild (PDF): Leitbild des Deutschen Caritasverbandes - https://www.caritas.de/cms/contents/caritas.de/medien/dokumente/dcv-zentrale/leitbild-des-deutsch/caritas_leitbild_210x270_d_web.pdf

  16. Vergleich Arbeitsrecht (VdDD): Vergleich kirchliches und weltliches Arbeitsrecht - Verband diakonischer Dienstgeber - https://www.v3d.de/fileadmin/user_upload/7-PDF-Dateien/VdDD_kompakt/VdDD_Kompakt_Angleichung_2023.pdf

  17. Diakonie Struktur Bundesverband: Unsere Struktur - Diakonie Deutschland - https://www.diakonie.de/informieren/der-bundesverband/unsere-struktur

  18. Caritas Governance (Englisch): Our Governance and Working Structures - Caritas Germany - https://www.caritas-germany.org/germancaritasassociation/governanceandworkingstructures/governance-andworking-structures

  19. Gemeinsame Transparenzstandards: Transparenzstandards für Caritas und Diakonie (Stand: November 2010) - https://www.caritas.de/cms/contents/caritas.de/medien/dokumente/dcv-zentrale/transparenz/transparenzstandards1/296940_transparenzstandards_caritas_diakonie_nov2010.pdf?d=a&f=pdf

  20. Diakonie Deutschland Website: Diakonie Deutschland: Home - https://www.diakonie.de/

  21. Kritik am Verhalten der Caritas (ver.di): Offener Brief an Caritas und Diakonie - gesundheit-soziales.verdi.de - https://gesundheit-soziales-bildung.verdi.de/tarifbereiche/altenpflege/++co++2e8cb652-9140-11eb-a3b2-001a4a160119

  22. Diakonie Einrichtungsstatistik 2022: www.diakonie.dehttps://www.diakonie.de/diakonie_de/user_upload/diakonie.de/PDFs/Publikationen/Einrichtungsstatistik_2022_.pdf

  23. Caritas Statistik Überblick: Millionenfache Hilfe – Die Caritas in Zahlen - https://www.caritas.de/diecaritas/wir-ueber-uns/die-caritas-in-zahlen/statistik

  24. Studie Finanzierung Diakonie: Ergänzende Finanzierung diakonischer Unternehmen im Wettbewerb - Diakonie Deutschland - https://www.diakonie.de/diakonie_de/user_upload/diakonie.de/PDFs/Publikationen/01_2019___Finanzierung_diakonischer_Unternehmen_Web.pdf

  25. Artikel Mitarbeiterzufriedenheit (Caritas NRW): Was wollen Sie uns noch mitteilen? - Caritas in NRW - https://www.caritas-nrw.de/magazin/2021/artikel/was-wollen-sie-uns-noch-mitteilen-130a5767-ebf8-48f5-b5be-f1c9a05f3668

  26. Artikel zur Krise der Wohlfahrtsverbände (BR): Insolvenzen: Kirchliche Wohlfahrtsverbände in der Krise - Bayerischer Rundfunk - https://www.br.de/nachrichten/bayern/insolvenzen-kirchliche-wohlfahrtsverbaende-in-der-krise,U6u3klO

  27. Artikel zur Digitalisierung (Neue Caritas): Caritas und Diakonie müssen digitaler werden - https://www.caritas.de/neue-caritas/heftarchiv/jahrgang-2024/artikel/caritas-und-diakonie-muessen-digitaler-werden

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