Der Pythagoreismus ist eine faszinierende philosophische Strömung, die im 6. Jahrhundert v. Chr. von Pythagoras von Samos begründet wurde. Er verbindet tiefgreifende metaphysische Überlegungen mit mathematischen und religiösen Elementen und prägt bis heute das Denken in vielerlei Hinsicht. Im Zentrum des Pythagoreismus steht die Idee, dass Zahlen die Grundlage allen Seins sind. Für die Pythagoreer waren Zahlen nicht nur abstrakte Konzepte, sondern reale Prinzipien, die die Struktur des Universums bestimmen. Alles, was existiert, wurde als Ausdruck von Zahlenharmonien betrachtet – von der Bewegung der Himmelskörper bis hin zur Musik und den Proportionen in der Natur. Diese Verbindung von Mathematik und Kosmos spiegelt sich in der berühmten Aussage „Alles ist Zahl“ wider. Die Pythagoreer sahen in der Welt eine harmonische Ordnung, die durch die Beziehungen zwischen Zahlen und geometrischen Formen erklärt werden kann. Neben ihrer Faszination für die Mathematik war die Lehre stark mit ethischen und religiösen Aspekten verknüpft. Pythagoras glaubte an die Unsterblichkeit der Seele und an die Wiedergeburt, also die Vorstellung, dass die Seele nach dem Tod in einem neuen Körper weiterlebt. Dies führte zu einem Lebensstil, der auf Reinheit, Enthaltsamkeit und Harmonie ausgerichtet war. Die Gemeinschaft der Pythagoreer lebte nach strengen Regeln, die sowohl die persönliche Ethik als auch die Beziehung zur Welt betrafen. Bemerkenswert ist, wie sehr der Pythagoreismus die Grundlagen der Mathematik, Musiktheorie und Astronomie geprägt hat, indem er diese Disziplinen in ein philosophisches Gesamtkonzept integrierte. Der Glaube an die universale Ordnung durch Zahlen hat bis in die Neuzeit Denker und Wissenschaftler inspiriert, und viele der Konzepte der Pythagoreer gelten heute als Grundpfeiler westlicher Wissenschaft und Philosophie.