Die Vorsokratik markiert den Anfang der abendländischen Philosophie und umfasst eine vielfältige Gruppe von Denkern, die vor oder zeitgleich mit Sokrates wirkten. Diese Philosophen suchten nach einer rationalen Erklärung der Welt, die unabhängig von mythologischen Erzählungen oder göttlichem Eingreifen war. Sie stellten grundlegende Fragen über die Natur des Universums, die Prinzipien des Seins und die Ursachen von Veränderung. Dabei ging es ihnen nicht nur um die Beobachtung der Welt, sondern auch um die Suche nach abstrakten Prinzipien, die allem zugrunde liegen. Besonders prägend war ihr Bestreben, die Vielfalt der Erscheinungen auf ein oder wenige grundlegende Elemente zurückzuführen. Thales von Milet beispielsweise sah Wasser als den Urstoff aller Dinge, weil es für ihn die Grundlage des Lebens und des Wandels darstellte. Heraklit hingegen lenkte den Blick auf die Dynamik der Welt und erklärte, dass alles in einem ständigen Wandel sei – sein berühmtes Zitat „Man steigt nie zweimal in denselben Fluss“ fasst diese Idee eindrucksvoll zusammen. Parmenides wiederum wandte sich gegen die Idee von Veränderung und argumentierte, dass das Sein einzig und unveränderlich sei. Solche Gegensätze zeigen, wie fruchtbar und kontrovers die vorsokratische Philosophie war. Auch Pythagoras, der die Welt in Zahlen und Harmonien deutete, und Anaximander, der mit dem Begriff des „Apeiron“ ein unbegrenztes und unbestimmtes Urprinzip einführte, erweiterten das Spektrum der philosophischen Reflexion. Diese frühen Denker sind nicht nur die Vorläufer der Philosophie, sondern auch der Naturwissenschaften. Sie legten den Grundstein für Disziplinen wie Physik, Kosmologie und Ethik und prägten das westliche Denken über Jahrhunderte hinweg.