Alles scheint still und du schaust auf ein ruhiges Meer – doch plötzlich siehst du, wie eine riesige Gruppe Schiffe langsam in eine Richtung treibt. Warum? Keine Wellen, kein Wind, kein Motorengeräusch. Nur… Bewegung. Genau so fühlte sich die Wissenschaft an, als sie dem Phänomen Dark Flow auf die Spur kam.
„Dark Flow“ – auf Deutsch etwa „Dunkler Fluss“ oder „Dunkler Strom“ – bezeichnet eine geheimnisvolle Bewegung riesiger Galaxienhaufen, die sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen scheinen. Und zwar alle gemeinsam, als würde sie etwas außerhalb unseres sichtbaren Universums anziehen.
Das Ganze kam erstmals 2008 ans Licht, als Forschende Satellitendaten (z. B. vom Wilkinson Microwave Anisotropy Probe – WMAP) auswerteten. Sie untersuchten dabei die sogenannte kosmische Hintergrundstrahlung – die Strahlung, die vom Urknall übrig geblieben ist und das älteste Licht im Universum darstellt.
Und siehe da: Man entdeckte eine subtile Bewegung von Materie im großen Stil – Galaxienhaufen, die mit hunderten Millionen km/h scheinbar in Richtung einer bestimmten Region des Himmels driften.
Das Problem? Diese Bewegung lässt sich nicht durch bekannte Gravitationsquellen erklären. Sie widerspricht sogar der Annahme, dass das Universum in großem Maßstab isotrop (also in alle Richtungen gleich) ist. Und genau hier wird’s richtig spannend: Die Ursache könnte jenseits des beobachtbaren Universums liegen – also in Regionen, aus denen uns noch kein Licht erreicht hat.
Vielleicht gibt es dort gigantische Massenkonzentrationen, riesige Strukturen oder gar Hinweise auf ein „Multiversum“. Oder auf Fehler in unserem kosmologischen Standardmodell?
Die Fachwelt ist gespalten: Manche halten den Dark Flow für eine Messungenauigkeit oder statistische Täuschung, andere sehen darin den ersten handfesten Hinweis auf etwas wirklich Großes da draußen. Die Diskussion ist bis heute nicht abgeschlossen – aber genau das macht das Phänomen so faszinierend.
Dark Flow ist also so etwas wie das kosmische Flüstern hinter dem Vorhang. Ein möglicher Hinweis darauf, dass unser Universum noch lange nicht alles ist – und dass das, was wir nicht sehen, vielleicht genauso wichtig ist wie das, was wir sehen.