Du hast eine Frage zu Liebe, Sex oder Körperlichkeit, die dich beschäftigt? Hier bekommst du kompetente und einfühlsame Antworten von unserem Sexpertenteam Vicky Vagina und Peter Prengel!
Frage von Tom (42):
Hallo zusammen, ich bin Tom, 42, und ich hoffe, ihr könnt mir bei einem echt frustrierenden Problem helfen. Ich komme beim Sex einfach viel zu schnell, oft schon nach wenigen Minuten, manchmal sogar noch schneller. Das belastet mich und natürlich auch meine Partnerin sehr. Wir lieben uns und die Leidenschaft ist da, aber dieser Druck, dass ich "durchhalten" muss, macht alles kaputt. Ich habe schon einiges probiert, aber nichts hilft wirklich. Es ist mir mittlerweile richtig peinlich und ich weiß nicht mehr weiter. Habt ihr Tipps, woran das liegen kann und was ich dagegen tun kann? Gibt es irgendwelche Übungen oder Techniken, die helfen können? Vielen Dank für eure Hilfe!
Antwort von Vicky Vagina:
Hallo Tom, erstmal: Du bist nicht allein! Vorzeitiger Samenerguss, auch Ejaculatio praecox genannt, ist ein weit verbreitetes Problem und betrifft Männer jeden Alters. Es ist toll, dass du dich traust, offen darüber zu sprechen und nach Lösungen suchst. Es gibt definitiv Hoffnung, also lass den Kopf nicht hängen!
Die Ursachen für einen vorzeitigen Samenerguss sind vielfältig. Manchmal ist es eine Kombination aus mehreren Faktoren. Psychische Faktoren wie Stress, Leistungsdruck, Versagensängste oder auch negative sexuelle Erfahrungen in der Vergangenheit können eine große Rolle spielen. Der Druck, den du beschreibst, ist ein typisches Beispiel dafür. Er macht die Sache oft nur noch schlimmer, weil du dich verkrampfst und noch mehr darauf konzentrierst, bloß nicht zu früh zu kommen. Ein Teufelskreis!
Aber auch körperliche Ursachen sind möglich. Eine Überempfindlichkeit des Penis, eine Entzündung der Prostata oder auch hormonelle Probleme können dazu führen, dass du schneller kommst als gewollt.
Was kannst du also tun? Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Hier sind ein paar Tipps:
Start-Stopp-Technik: Wenn du merkst, dass du kurz vor dem Höhepunkt bist, unterbrich die Stimulation für einige Sekunden, bis die Erregung etwas nachlässt, und mach dann weiter. Das kannst du mehrmals wiederholen und so die Zeit bis zum Orgasmus verlängern.
Squeeze-Technik: Ähnlich wie die Start-Stopp-Technik, nur dass du oder deine Partnerin zusätzlich kurz vor dem Orgasmus die Eichel fest zusammendrückt, um den Samenerguss zu verzögern.
Ablenkung: Manche Männer schwören darauf, an etwas völlig Unsexuelles zu denken, um die Erregung zu kontrollieren. Ob das funktioniert, musst du ausprobieren.
Kondome mit Verzögerungseffekt: Es gibt spezielle Kondome, die ein leicht betäubendes Gel enthalten, das die Empfindlichkeit des Penis reduziert.
Beckenbodentraining: Ja, richtig gehört! Auch Männer haben einen Beckenboden, und gezieltes Training kann helfen, die Kontrolle über die Ejakulation zu verbessern.
Sexuelle Therapie: Wenn du alleine nicht weiterkommst, ist eine Therapie oft hilfreich. Gemeinsam mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin kannst du die Ursachen deines Problems erforschen und individuelle Lösungsstrategien entwickeln.
Wichtig ist, dass du offen mit deiner Partnerin darüber sprichst. Gemeinsam könnt ihr verschiedene Techniken ausprobieren und so den Druck aus der Situation nehmen. Und denk daran: Sex sollte Spaß machen und nicht in Leistungsdruck ausarten!
Antwort von Peter Prengel:
Hallo Tom, Vicky hat bereits sehr gute und praktische Ratschläge gegeben. Ich möchte noch ein paar wissenschaftliche und medizinische Aspekte ergänzen.
Der vorzeitige Samenerguss ist tatsächlich die häufigste sexuelle Funktionsstörung bei Männern. Studien gehen davon aus, dass etwa 20-30% der Männer irgendwann in ihrem Leben davon betroffen sind. Es gibt verschiedene Definitionen, aber im Allgemeinen spricht man von einem vorzeitigen Samenerguss, wenn der Mann regelmäßig innerhalb von ein bis drei Minuten nach der Penetration oder sogar schon davor ejakuliert und dies zu Leidensdruck führt.
Medizinisch unterscheidet man zwischen der primären (lebenslangen) und der sekundären (erworbenen) Ejaculatio praecox. Bei der primären Form kommt der Mann schon seit seinen ersten sexuellen Erfahrungen zu schnell, bei der sekundären Form hat sich das Problem erst später entwickelt.
Wie Vicky schon erwähnt hat, spielen psychische Faktoren eine wichtige Rolle. Es gibt aber auch Hinweise auf neurobiologische Ursachen. So geht man davon aus, dass bei Männern mit vorzeitigem Samenerguss die Reizweiterleitung im Gehirn, insbesondere im Bereich der Serotonin-Rezeptoren, verändert ist. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der eine wichtige Rolle bei der Kontrolle der Ejakulation spielt.
Neben den von Vicky genannten Methoden gibt es auch medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), die eigentlich zur Behandlung von Depressionen entwickelt wurden, können als "Off-Label-Use" auch bei vorzeitigem Samenerguss eingesetzt werden, da sie als Nebenwirkung die Ejakulation verzögern. Diese Medikamente sollten aber nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden, da sie auch Nebenwirkungen haben können. Auch Lokalanästhetika in Form von Cremes oder Sprays können, wie bereits erwähnt, helfen.
Es gibt auch vielversprechende Forschungen zu neuen Behandlungsmethoden, wie z.B. der Injektion von Hyaluronsäure in die Eichel, um die Empfindlichkeit zu reduzieren. Diese Methoden sind aber noch nicht so weit verbreitet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der vorzeitige Samenerguss ein komplexes Problem mit vielfältigen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten ist. Es ist wichtig, dass du dich nicht entmutigen lässt und professionelle Hilfe in Anspruch nimmst, wenn du alleine nicht weiterkommst. Es gibt keinen Grund, sich zu schämen - mit der richtigen Unterstützung kannst du dein Sexualleben wieder genießen!
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