Lesenswert oder nicht?
Buchbesprechung kompakt
Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen
Perry, Philippa
Taschenbuch
320 Seiten
Originaltitel
The Book You Wish Your Parents Had Read (and Your Children Will be Glad That You Did)
Herausgeber
Ullstein Taschenbuch
ISBN
18. Oktober 2021
ISBN
978-3-548-06459-8
Meine Meinung zum Buch
Schon mit den ersten Seiten hat mich „Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Liebsten würden es lesen. Wie wir gute Beziehungen führen – mit anderen und mit uns selbst“ von Philippa Perry voll und ganz in seinen Bann gezogen. Es ist kein typischer Ratgeber – vielmehr eine Einladung, sich selbst und die eigenen Beziehungen neu zu betrachten.
Selten habe ich ein Buch gelesen, das gleichzeitig so tief bewegt und praktische Hilfe bietet. Es ist ein Werk, das nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch einen direkten Einfluss auf das eigene Handeln und Denken hat. Man spürt, wie viel Herzblut und Erfahrung in jeder Zeile steckt.
Als Vater eines 14-jährigen Sohnes, der bei seiner Mutter lebt, telefoniere ich täglich mit ihm und sehe ihn regelmäßig. Unsere Beziehung liegt mir sehr am Herzen, und dieses Buch hat mir viele wertvolle Anregungen gegeben, wie ich unsere Verbindung noch weiter stärken kann. Es war für mich ein Spiegel, der nicht nur zeigte, wo ich als Vater vielleicht noch wachsen kann, sondern auch, wie ich auf positive Weise präsent und unterstützend sein kann, selbst wenn wir nicht täglich unter einem Dach leben.
Beziehungen verstehen und vertiefen
Was dieses Buch auszeichnet, ist die Art und Weise, wie Perry die Dynamik von Beziehungen erklärt. Sie geht weit über oberflächliche Tipps hinaus und fordert dazu auf, mit einer warmherzigen und zugleich ehrlichen Haltung auf das eigene Verhalten zu schauen. Dabei bleibt sie stets empathisch, ohne belehrend zu wirken. Ihre Botschaft: Gute Beziehungen beginnen mit Selbstreflexion und einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.
Als ich darüber nachdachte, wie meine eigene Kindheit meine Beziehungen beeinflusst hat, hatte ich viele Aha-Momente. Es ist, als ob Perry einem die Hand reicht und sagt: „Es ist okay, nicht perfekt zu sein. Aber du kannst immer daran arbeiten, es besser zu machen.“ Diese Perspektive hat mir Mut gemacht und mir gezeigt, wie wichtig es ist, geduldig mit sich selbst zu sein.
Besonders beeindruckend fand ich, wie Perry die Komplexität von Konflikten aufschlüsselt. Ihre Erklärung, dass hinter Wut oder Frustration oft tiefere Emotionen wie Angst oder Traurigkeit stecken, hat mir geholfen, Gespräche mit mehr Verständnis und Mitgefühl zu führen. Besonders in den Gesprächen mit meinem Sohn habe ich gelernt, geduldiger zuzuhören und nicht sofort Lösungen anzubieten, sondern einfach da zu sein.
Praktische Ansätze für den Alltag
Besonders hilfreich fand ich die praktischen Übungen und Beispiele aus Perrys eigener Praxis. Sie sind leicht umsetzbar und regen gleichzeitig zum Nachdenken an. Eine der Übungen, die mich besonders berührt hat, war die Frage: „Wie würde ich reagieren, wenn mein Kind mir diese Worte oder dieses Verhalten spiegeln würde?“ Dieser Perspektivwechsel hat mir geholfen, gelassener und liebevoller auf schwierige Situationen zu reagieren.
Auch die Geschichten von Eltern und Kindern, die sie teilt, sind unglaublich authentisch und inspirierend. Es ist beruhigend zu lesen, dass niemand perfekt ist und dass Fortschritt oft in kleinen, aber bedeutungsvollen Schritten erfolgt. Ihre Anleitungen sind wie kleine Leuchttürme, die Orientierung bieten, ohne dabei den eigenen Weg vorzuschreiben. Perry ermutigt, eigene Lösungen zu finden und dabei stets die individuelle Beziehung im Blick zu behalten.
Ein weiteres Highlight des Buches sind die Übungen zur Reflexion der eigenen Kindheit. Diese Übungen sind nicht nur für Eltern wertvoll, sondern auch für jeden, der seine Vergangenheit besser verstehen möchte. Sie helfen dabei, Muster zu erkennen und alte Wunden zu heilen, die oft unbewusst in unseren Beziehungen mitschwingen. Für mich war es eine Einladung, auch die Beziehung zu meinen eigenen Eltern neu zu betrachten und dadurch eine klarere Sicht auf mein eigenes Handeln als Vater zu gewinnen.
Ein Stil, der verbindet
Perrys Schreibstil ist wie eine warme Umarmung. Sie schreibt klar, zugänglich und dennoch tiefgründig. Dabei schafft sie es, komplizierte psychologische Zusammenhänge so zu erklären, dass sie nicht nur verständlich, sondern auch nachvollziehbar sind. Es fühlt sich an, als ob eine gute Freundin mit dir spricht – ehrlich, wohlwollend und immer mit einer Prise Humor. Besonders schätzte ich ihre Fähigkeit, ernste Themen mit einer Leichtigkeit zu behandeln, die das Lesen zu einem Genuss macht.
Der Stil von Perry schafft es, eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen. Ihre Worte wirken nicht wie abstrakte Belehrungen, sondern wie eine liebevolle Einladung, sich selbst besser kennenzulernen. Ihre Metaphern und Beispiele bleiben im Gedächtnis und sorgen dafür, dass man auch nach dem Lesen noch oft an ihre Ratschläge denkt. Für mich fühlte es sich an, als ob sie direkt in meinem Alltag dabei wäre, insbesondere in den Momenten, in denen ich die Beziehung zu meinem Sohn bewusst pflege.
Mein Fazit: Ein unentbehrlicher Begleiter für jede Lebensphase
Dieses Buch hat nicht nur meinen Blick auf die Beziehung zu meinem Kind verändert, sondern auch meine Sicht auf mich selbst. Es ist ein Werk, das ich jedem ans Herz legen möchte, der bereit ist, sich selbst und seine Beziehungen zu hinterfragen und zu verbessern. Philippa Perrys einfühlsame Art, komplexe Themen anzupacken, hat mich tief beeindruckt.
Wenn du bereit bist, dein Leben und deine Beziehungen mit neuen Augen zu sehen, dann ist dieses Buch genau das Richtige für dich. Es bietet nicht nur Inspiration, sondern auch konkrete Ansätze, um Veränderungen zu schaffen, die dein Leben bereichern werden. Für mich ist dieses Buch ein Geschenk, das ich immer wieder zur Hand nehmen werde, um daraus Kraft und Orientierung zu schöpfen. Es ist ein Begleiter für alle Lebensphasen, der nicht nur Eltern, sondern auch Menschen ohne Kinder anspricht.
Darüber hinaus hat das Buch eine optimistische Botschaft, die Mut macht. Es zeigt, dass wir die Fähigkeit haben, alte Muster zu durchbrechen und unsere Beziehungen auf eine neue Ebene zu bringen. Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen und bin sicher, dass es bei jedem Leser Spuren hinterlassen wird – nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen. Besonders als Vater, der versucht, in einer besonderen Familiensituation präsent zu sein, habe ich aus diesem Buch unglaublich viel mitgenommen.
mehr zum Autor:
Philippa Perry, geboren am 1. November 1957 in Warrington, Cheshire, ist eine vielseitige britische Psychotherapeutin, Autorin und Medienpersönlichkeit. Ihre einzigartige Kombination aus künstlerischem Hintergrund und fundierter psychologischer Expertise ermöglicht es ihr, komplexe zwischenmenschliche Themen auf zugängliche und einfühlsame Weise zu vermitteln.
Nach ihrem Studium der Kunstwissenschaften am Middlesex Polytechnic widmete sich Perry zwanzig Jahren der psychischen Gesundheit. Als Mitglied der British Association of Humanistic Psychology Practitioners führte sie eine eigene Praxis und unterstützte zahlreiche Menschen bei der Bewältigung persönlicher Herausforderungen. Ihre langjährige Erfahrung als Therapeutin spiegelt sich eindrucksvoll in ihren schriftstellerischen Werken wider.
Philippa Perry erlangte breite Anerkennung mit ihrem Bestseller Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es gelesen hast) (2019). Das Buch, das in über 40 Sprachen übersetzt wurde, bietet wertvolle Einblicke in Elternschaft und zwischenmenschliche Beziehungen und hat sich zu einem unverzichtbaren Ratgeber für Familien entwickelt. Weitere bedeutende Werke wie Wie geht es Ihnen jetzt? Eine illustrierte Psychotherapie und How to Stay Sane unterstreichen ihre Fähigkeit, psychologische Konzepte verständlich und praxisnah darzustellen.
Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit ist Perry eine gefragte Journalistin und Moderatorin. Sie veröffentlichte Kolumnen in renommierten Magazinen wie Psychologies und Red Magazine und präsentierte Dokumentationen im britischen Fernsehen, darunter Sex, Lies and Lovebites: The Agony Aunt Story auf BBC Four. Seit Juni 2021 beantwortet sie im Observer Leserfragen unter dem Titel Ask Philippa, wodurch sie eine breite Leserschaft erreicht und unterstützt.
Philippa Perry lebt in London mit ihrem Ehemann, dem renommierten Künstler Sir Grayson Perry, und ihrer Tochter Florence. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine tiefe Empathie und ein umfassendes Verständnis für die Dynamiken menschlicher Beziehungen aus. Sie verbindet fachliches Wissen mit einer warmherzigen und zugänglichen Schreibweise, was ihre Bücher sowohl für Fachleute als auch für Laien gleichermaßen wertvoll macht.
Mit ihrer engagierten und reflektierten Herangehensweise trägt Philippa Perry maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für psychische Gesundheit und zwischenmenschliche Kommunikation zu schärfen. Ihre inspirierenden Worte und praktischen Ratschläge machen sie zu einer bedeutenden Stimme in der modernen Psychotherapie und Selbsthilfe-Literatur.