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AutorenbildBenjamin Metzig

Abstrakte Kunst erklärt: Was genau soll das bedeuten?

Das Bild zeigt ein dynamisches abstraktes Kunstwerk mit einer Vielfalt an Farben und Formen. Es kombiniert sowohl kräftige als auch gedämpfte Farben in komplexen Schichten und fließenden Linien. Das Kunstwerk vermittelt Bewegung und Tiefe, wobei keine konkreten Objekte oder realen Szenen dargestellt sind, sondern nur die Farben und Formen, die miteinander interagieren und unterschiedliche emotionale Eindrücke hervorrufen.
Farben und Formen in Bewegung

Abstrakte Kunst zählt zu den komplexesten und oft missverstandenen Kunstformen der Moderne. Viele Menschen, die das erste Mal auf ein abstraktes Gemälde stoßen, fragen sich: "Was bedeutet das eigentlich?" Diese Frage ist berechtigt, da abstrakte Kunst ein Genre darstellt, das sowohl zugänglich als auch unzugänglich zugleich erscheint. Einerseits befreit sie sich von den klassischen Darstellungsformen, andererseits entzieht sie sich oft einer eindeutigen Interpretation. In diesem Artikel möchten wir einen detaillierten Blick auf die abstrakte Kunst werfen: Was genau macht sie aus, warum ist sie entstanden, und wie kann man sich ihr annähern? Wir untersuchen ihre historischen Ursprünge, stellen zentrale Künstler und deren Werke vor und geben praktische Hinweise, wie man abstrakte Kunst auf eine bedeutungsvolle Weise erfahren kann.


Was ist abstrakte Kunst?


Abstrakte Kunst lässt sich als eine Kunstform definieren, die sich bewusst von der gegenständlichen Darstellung der realen Welt abwendet. Stattdessen wird auf Formen, Farben, Linien und Texturen zurückgegriffen, um Emotionen, Konzepte oder Stimmungen auszudrücken, die nicht unmittelbar auf die sichtbare Welt bezogen sind. Im Gegensatz zu figürlicher Kunst, die konkrete Personen, Orte oder Objekte abbildet, erlaubt die abstrakte Kunst dem Künstler, eine eigene visuelle Sprache zu entwickeln, die nicht an die konventionelle Realität gebunden ist.

Ein abstraktes Gemälde zeigt möglicherweise keine erkennbare Landschaft oder ein Porträt, sondern Farben, die in komplexe Beziehungen treten, Strukturen, die Bewegung suggerieren, oder Linien, die sowohl Chaos als auch Ordnung verkörpern können. Diese künstlerische Freiheit lädt den Betrachter dazu ein, sich auf eine nicht-gegenständliche Ebene des Denkens zu begeben. Die Frage "Was stellt das dar?" wird durch die Frage "Welche Emotionen oder Gedanken löst das in mir aus?" ersetzt. Abstrakte Kunst fordert den Betrachter dazu auf, eine aktive Rolle in der Interpretation einzunehmen und eigene Bedeutungen zu entwickeln. Ohne diese individuelle Interpretation bleibt das Werk unvollständig, da die eigentliche Aussage der abstrakten Kunst oft durch den subjektiven Blick des Rezipienten entsteht.


Die Geburt der Abstraktion: Historischer Kontext


Die Entstehung der abstrakten Kunst fällt in das frühe 20. Jahrhundert, eine Zeit tiefgreifender Umwälzungen in der westlichen Welt. Die Industrialisierung revolutionierte nicht nur die Art und Weise, wie Menschen lebten und arbeiteten, sondern veränderte auch das gesellschaftliche Bewusstsein grundlegend. Gleichzeitig führte die Wissenschaft zu neuen Erkenntnissen über die Natur und das Universum, und philosophische Strömungen wie der Existenzialismus hinterfragten bestehende Denkweisen. In dieser Atmosphäre des Wandels begannen viele Künstler, sich von traditionellen Darstellungsformen und den Erwartungen der akademischen Kunstwelt zu lösen.

Die Abstraktion entstand als bewusste Gegenbewegung zu den realistischen Darstellungen der Renaissance und des Barock, deren technische Perfektion und Realitätstreue kaum zu übertreffen war. Mit der Erfindung der Fotografie war es nicht länger notwendig, die sichtbare Welt detailgetreu abzubilden. Stattdessen suchten Künstler nach neuen Wegen, um das Unsichtbare, das Emotionale und das Spirituelle zu erfassen. Wassily Kandinsky, einer der ersten und einflussreichsten abstrakten Künstler, prägte Anfang des 20. Jahrhunderts den Begriff der "absoluten Malerei". Seine Werke zielten darauf ab, eine spirituelle Dimension zu erschließen, die über die bloße Nachahmung der Natur hinausgeht.

Kandinsky glaubte, dass Farben und Formen eine unmittelbare emotionale Wirkung haben können, unabhängig davon, ob sie konkrete Objekte darstellen. In seinem Bestreben, eine universelle visuelle Sprache zu entwickeln, experimentierte er mit der emotionalen Kraft von Farben und der Dynamik von Formen. Auch Künstler wie Piet Mondrian und Kazimir Malevich trieben diese Entmaterialisierung der Kunst voran. Während Mondrian nach einer Reduktion auf geometrische Grundformen und Primärfarben strebte, wollte Malevich mit seinem "Schwarzen Quadrat" die Essenz der Kunst freilegen. Das Werk zeigt ein einfaches schwarzes Quadrat auf weißem Hintergrund und symbolisiert die "Nullform" – ein radikaler Punkt des Neuanfangs, der den Betrachter auffordert, sich von allen traditionellen Vorstellungen von Kunst zu lösen.


Warum wählen Künstler die Abstraktion?


Die Abstraktion war nicht nur eine ästhetische Entscheidung, sondern auch eine künstlerische Reaktion auf die sich verändernde Welt. Viele Künstler empfanden, dass die traditionellen Darstellungsformen nicht ausreichten, um die Komplexität der menschlichen Existenz und der modernen Gesellschaft adäquat auszudrücken. Abstrakte Kunst bot eine Möglichkeit, tieferliegende emotionale Zustände, philosophische Fragen und universelle Konzepte auf eine unvermittelte Weise darzustellen.

Wassily Kandinsky war stark von der Idee der Synästhesie inspiriert – dem Phänomen, bei dem unterschiedliche Sinneseindrücke miteinander verschmelzen, zum Beispiel das Hören von Farben. Seine Werke waren oft als visuelle Äquivalente zu musikalischen Kompositionen gedacht, die Emotionen auf einer nicht-rationalen Ebene ansprechen sollten. Auch Kazimir Malevich, der Begründer des Suprematismus, betonte die "reine Empfindung" als zentrales Ziel der Kunst. Für Malevich bedeutete Abstraktion eine Befreiung von allen irdischen Bezügen und eine Hinwendung zum Metaphysischen.

Ein weiteres bedeutendes Beispiel ist der amerikanische Künstler Jackson Pollock, der mit seinem "Action Painting" eine völlig neue Form des künstlerischen Ausdrucks schuf. Bei dieser Technik wird die Farbe nicht wie traditionell mit dem Pinsel aufgetragen, sondern direkt auf die Leinwand getropft oder geschleudert, sodass der gesamte Körper des Künstlers in den Prozess einbezogen wird. Diese Methode machte den Schaffensprozess selbst zu einem Teil des Kunstwerks und visualisierte die unmittelbare Verbindung zwischen Künstler und Werk. Pollocks Gemälde sind dadurch ein Ausdruck von Bewegung und Energie, die die Intensität des kreativen Moments festhalten.


Bekannte Vertreter der abstrakten Kunst


Wassily Kandinsky gilt als einer der Pioniere der abstrakten Kunst. Seine farbenfrohen und dynamischen Kompositionen, wie "Komposition VII", sind Ausdruck seiner Überzeugung, dass Kunst eine spirituelle Kraft besitzt. Kandinsky sah in der Kunst ein Mittel, um seelische Zustände darzustellen und eine universelle emotionale Sprache zu schaffen. Er setzte Farben wie musikalische Noten ein und strebte danach, die Grenzen der traditionellen Malerei zu überwinden.

Piet Mondrian entwickelte seine charakteristischen "Kompositionen" aus schwarzen Linien und Primärfarben, die eine Art visueller Balance und Ordnung ausdrücken sollten. Mondrian war stark von der Theosophie beeinflusst und versuchte, eine kosmische Harmonie durch die Reduktion auf einfache geometrische Formen darzustellen. Seine Werke, wie "Komposition mit Rot, Blau und Gelb", vermitteln ein Gefühl von Klarheit und Struktur, das weit über die rein visuelle Ebene hinausgeht.

Jackson Pollock hingegen war ein Vertreter des Abstrakten Expressionismus, einer Strömung, die in den USA der 1940er und 1950er Jahre aufkam. Seine Technik des "Action Paintings" war revolutionär, da sie den Schaffensprozess selbst als integralen Bestandteil des Kunstwerks betrachtete. Pollocks dynamische, fast chaotisch wirkende Kompositionen drücken die unmittelbare Energie des Moments aus und stellen eine visuelle Manifestation des künstlerischen Ausdrucks dar.

Mark Rothko, ein weiterer bedeutender Vertreter der Abstraktion, arbeitete mit großflächigen Farbfeldern, die den Betrachter emotional ansprechen sollten. Rothkos Werke sind oft in intensiven Farben gehalten, die eine meditative Stimmung erzeugen. Sein Ziel war es, eine tief emotionale Resonanz zu schaffen und die Betrachter einzuladen, ihre eigenen inneren Reaktionen auf die Farbflächen zu erkunden. Rothko lehnte feste Interpretationen seiner Werke ab, da er wollte, dass jeder Betrachter seine persönliche, subjektive Erfahrung macht.


Warum "abstrakt"? Bedeutung und Interpretationen


Der größte Reiz der abstrakten Kunst liegt oft in ihrer Mehrdeutigkeit. Die Abwesenheit einer klaren Bedeutung erlaubt es dem Betrachter, eine eigene Interpretation zu entwickeln. Einige abstrakte Werke mögen auf den ersten Blick chaotisch wirken – genau hierin liegt jedoch häufig die Botschaft. Abstrakte Kunst kann das chaotische und komplexe Wesen der menschlichen Existenz widerspiegeln, die Ungewissheit des Lebens, aber auch die Freiheit, eigene Bedeutungen und Interpretationen zu schaffen.

Abstrakte Kunst ist keine Kunstform, die dem Betrachter fertige Antworten liefert. Stattdessen fordert sie zur aktiven Auseinandersetzung auf. Künstler wie Mark Rothko wollten keine klare symbolische Bedeutung vermitteln, sondern den Betrachter auf eine tief emotionale Reise mitnehmen. Rothko lehnte es ab, seine Werke zu erklären, weil er glaubte, dass ihre wahre Bedeutung in der unmittelbaren emotionalen Reaktion des Betrachters liegt. Diese Offenheit bietet Freiräume, die in der traditionellen Kunst nicht gegeben sind, und ermöglicht es, die Kunst auf einer sehr persönlichen Ebene zu erfahren.


Wie betrachtet man abstrakte Kunst?


Für viele Menschen ist der Zugang zur abstrakten Kunst zunächst schwierig, da sie sich nicht auf vertraute visuelle Hinweise stützen können. Statt nach einer direkten Bedeutung zu suchen, ist es hilfreich, sich auf die formalen Elemente wie Farbe, Form, Linie und Komposition zu konzentrieren. Eine zentrale Frage könnte sein: "Welche Emotionen oder Assoziationen löst dieses Werk in mir aus?" Die Betrachtung abstrakter Kunst erfordert Geduld und eine Offenheit gegenüber dem Unbekannten. Es geht weniger darum, das Bild zu "verstehen" als vielmehr darum, es zu erleben.

Ein weiterer Ansatz ist, sich Gedanken darüber zu machen, wie das Kunstwerk entstanden sein könnte. Der Schaffensprozess selbst ist in der abstrakten Kunst oft von großer Bedeutung. Jackson Pollocks Gemälde etwa wirken durch ihre spontane und gestische Entstehungsweise – der Betrachter kann versuchen, die körperliche Bewegung und den Energieeinsatz nachzuvollziehen, die in das Werk eingeflossen sind.

Nehmen Sie sich Zeit, ein abstraktes Werk aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Die Wirkung eines Gemäldes kann sich mit der Entfernung oder dem Blickwinkel ändern. Die Offenheit, die abstrakte Kunst fordert, ermöglicht eine tiefere Auseinandersetzung, die das Potenzial hat, neue Einsichten und Empfindungen hervorzubringen.


Abstrakte Kunst heute


Die abstrakte Kunst hat die zeitgenössische Kunstszene nachhaltig beeinflusst. Viele Künstler unserer Zeit greifen Elemente der Abstraktion auf, um aktuelle gesellschaftliche, politische oder persönliche Themen zu verarbeiten. Dabei bedienen sie sich verschiedener Medien – von der traditionellen Leinwandmalerei über Installationen bis hin zu digitalen Kunstformen. Abstraktion bietet die Möglichkeit, komplexe Themen auf eine Weise auszudrücken, die über die wörtliche Darstellung hinausgeht und den Betrachter emotional und intellektuell herausfordert.

Auch in der Popkultur finden sich Einflüsse der abstrakten Kunst wieder. Musikvideos, Mode und Grafikdesign nutzen abstrakte Elemente, um bestimmte Emotionen zu vermitteln oder visuelle Statements zu setzen. Die Ästhetik der Abstraktion hat Eingang in viele Bereiche des alltäglichen Lebens gefunden und zeigt, dass die Ideen und Ausdrucksformen der abstrakten Kunst auch heute noch relevant sind und weiterentwickelt werden.

Abstrakte Kunst ist ein dynamischer und vielseitiger Bereich, der ständige Innovationen und neue Ausdrucksformen hervorbringt. Sie bleibt eine zentrale Inspirationsquelle, nicht nur für bildende Künstler, sondern auch für Kreative in vielen anderen Disziplinen. Durch ihre Offenheit und Vielfalt ermöglicht sie einen Zugang zu neuen Sichtweisen und Erfahrungen, die weit über das rein Visuelle hinausgehen.


Der persönliche Zugang zur abstrakten Kunst


Abstrakte Kunst ist keine Kunstform, die man auf den ersten Blick verstehen muss. Sie bietet vielmehr Raum für Interpretation, Emotion und Reflexion. Jeder Betrachter kann etwas anderes in einem Werk entdecken, und genau das macht abstrakte Kunst so spannend und lebendig. Die Reise zu einem persönlichen Verständnis der Abstraktion beginnt mit der Bereitschaft, sich von festen Erwartungen zu lösen und offen für neue Eindrücke zu sein.

Das nächste Mal, wenn Sie vor einem abstrakten Gemälde stehen, fragen Sie sich: "Welche Gefühle löst dieses Bild in mir aus?" Möglicherweise werden Sie feststellen, dass die Bedeutung nicht so sehr in der Leinwand selbst liegt, sondern in Ihrer eigenen emotionalen Reaktion darauf. Abstrakte Kunst ist ein Spiegel, der uns die Freiheit gibt, unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Visionen zu entdecken. Sie lädt uns ein, tiefer zu schauen, uns von Konventionen zu lösen und uns auf das Unbekannte einzulassen. Die Stärke der abstrakten Kunst liegt oft gerade in ihrer Unbestimmtheit, die es uns ermöglicht, uns selbst und die Welt um uns herum auf eine neue Weise zu erleben und zu reflektieren.


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